9.12.06

links?

Ich habe das Handelsblatt in der Küche liegen lassen. Nun ist es mir etwas peinlich, das Handelsblatt zu lesen, sodass ich auf Toms Frage, ob das meine Zeitung sei, nicht nur "yes" sage, sondern gleich hinzufüge: "Usually I don't read this kind of newspaper." Ah, dann ist ja alles klar: "So it's a left-wing paper?"
Tom ist Tscheche und ist unglaublich informiert und interessiert, kennt deutsche Parteien und Politiker und fragt ständig nach politischen Dingen in den Niederlanden und in Deutschland. Man kann sich auch stundenlang mit Tom unterhalten. Nur wenn irgendetwas den Hauch eines Verdachtes trägt, irgendwie links zu sein, dann ist eine Grenze überschritten. Der Kommunismus war schlecht, und deshalb brauchen wir jetzt das genaue Gegenteil. Das muss wohl so etwa dahinter stecken. Er hat eine wahre Phobie vor allem, was irgendwie das Phonem "sozial-" in sich trägt, ob es nun Sozialisten oder Sozialdemokraten sind. Alles das gleiche, alles gefährlich.
ich: "Die PvdA hat ja auch Stimmen verloren"
Tom: "Ich dachte, die Sozialisten wären die großen Gewinner der Wahl?"
ich: "Das war die SP, die sind linker als die PvdA und sind drittstärkste Partei geworden."
Tom: "Was? Es gibt eine linkere Partei als die PvdA?"
Die PvdA ist sozusagen die SPD der Niederlande und vielleicht noch mittiger als die SPD in Deutschland. Zu den momentanen Koalitionsgesprächen sagte Noch-Premier Balkenende von den Christdemokraten, dass er lieber mit der PvdA als mit der SP koalieren würde. Lieber, wohlgemerkt. Ausgeschlossen ist aber gar nichts.

Ich habe mal irgendwann gesagt, dass ich gegen die Wehrpflicht (und damit auch den Zivildienst) in ihrer jetzigen Form bin, weil es ungerecht ist, einen immer kleineren Teil der Bevölkerung zu einer Arbeit zu zwingen, da das den Gleichheitsgrundsatz verletzt. Prinzipiell finde ich aber den Grundgedanken nicht schlecht, wenn junge Menschen nach der Schule eine gewisse Zeit etwas für die Gemeinschaft tun oder auch tun müssen.
Keine allzu abseitige Meinung, dachte ich immer. Ich hab der ganzen Sache auch keine Bedeutung zugemessen, bis drei Tage danach Tom zu mir sagte: "I have thought about what you said about doing something for the community. It sounded very strange to me and I'm sure you can't use this expression in my country. But it sounded interesting."

Ich habe heute einen Artikel aus der taz in der Küche liegen lassen. Gut, dass hier keiner die taz kennt.

2 Weitere Beiträge:

Anonymous Anoniem schreibt:

Von Dir einmal gesiezt (horribile dictu) zu werden, das wäre ein sprachliches Ereignis ...

zondag, december 10, 2006 12:10:00 a.m.  
Blogger dami schreibt:

Ik dacht altijd dat je (!) m'n vader was en niet m'n grootvader? En dat ze hun ouders hebben gevousvoyeerd ... nou, zo lang geleden is dat ook nog niet, volgens mij is dat na de oorlog wel nog eens gebeurd. Maar uit mijn mond zou je geen u tegen je horen, dat beloof ik je! :-)

zondag, december 10, 2006 12:28:00 a.m.  

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